Ohlsdorfer Friedhof

Eine Bilderstrecke über den Ohlsdorfer Friedhof? Wollen wir nicht lieber das Leben schauen, das um uns herum gedeiht? Das Grün der Blätter, das Lachen der Menschen, den rasenden, immer währenden Puls der Stadt? Eigentlich ja, aber wir Menschen gestalten das Ende des Lebens so bewusst, dass eine Bilderstrecke über den Tod einfach dazu gehört.

Friedhöfe strahlen auf mich nicht nur Ruhe, sondern vor allem etwas Unheimliches aus. Immer scheint es, als wenn sich unsichtbare Augen in meinen Rücken bohren. Ich bin jederzeit darauf gefasst, dass sich plötzlich eine Hand auf meine Schulter legt – und in meiner Fantasie ist es keineswegs eine lebendige.

Einigen menschlichen Abbildern und Engeln an den Gräbern scheint eine Art geheimes Leben innezuwohnen. Unwillkürlich rechnet man jeden Augenblick damit, dass eine der Figuren – kommt man ihr zu nah – plötzlich die Augen öffnet.

Vielleicht ist es eine Art „religiöse Konditionierung“, die derartige Gefühle erzeugt? Oder habe ich einfach zu viele Gespensterfilme gesehen? Wie auch immer: Friedhöfe können bisweilen unheimlich sein. Aus diesem Grund sind diese Bilder auch ausschließlich bei Tag und mit Sonnenschein entstanden. ;-)

Ich möchte hier ausdrücklich allen Lesern einen eigenen Besuch des Ohlsdorfer Friedhofs empfehlen, denn hier geht es nicht nur um den Tod, sondern – ganz nebenher – um einen wunderschönen, riesigen Park. Wir sprechen hier über eine Fläche von fast 400 Hektar. Damit ist dieser Friedhof der größte der Welt. Wir waren zu zweit unterwegs und haben gar nicht erst versucht, alle Wege zu gehen und alle Straßen zu fahren – das wäre vergebliche Müh’. Wer wirklich ausnahmslos alles sehen will, wird höchstwahrscheinlich monatelang unterwegs sein.

Für das Hamburger Fotoblog ist der Ohlsdorfer Friedhof mit Sicherheit ein Ort, den ich immer wieder besuchen werde, um neue Szenen und Stimmungen (Jahreszeiten) einzufangen. Hier gibt es wirklich Motive ohne Ende. Heute möchte ich Ihnen einige Bilder dieser Unendlichkeit zeigen.

Jörn Daberkow

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15 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Gute Morgen Jörn,

    Bild 6 verfolgt mich nun jede Nacht, aber nicht erst seit deinem Foto, irgendwie ganz schön unheimlich der Besuch vor Ort. Ich weiß nicht ob ich es noch mal riskieren sollte dort hin zu gehen, so ein wenig nachdenklich wie auf Foto 1 wirke ich nun schon.

    Der Weg von Foto 25 lässt mich gedanklich nicht mehr weiter marschieren, denn ich habe gerade bei deiner Aufnahme das Gefühl das ständig eine etwas leblose Person um die Ecke saust, und dann heißt es, Hoppla, jetzt komme ich, der leider nun schon 50 Jahre tot ist. Gott habe ihn selig, den blonden Hans.

    Ich überlege noch, nehme ich bei meinen viel Farbe, aber so wie deine hier vor finde, komme ich ins grübeln, das hast du wie immer toll gemacht, denn so kommt die düstere Spannung richtig gut rüber.

    Auf einen nächsten Rundgang bin ich schon gespannt, mal sehen welche Gegend wir als nächstes unsicher machen.

    Viele Grüße, Fred

  2. Moin Jörn, klasse und treffende Bearbeitung der Fotos, durch die Entsättigung kommt dieses “Gefühl” der düsteren Stimmung gut rüber. Hatte dir ja schon erzählt, dass ich da schon lange mal hin möchte. Steht immer noch ganz oben auf der ToDo, jetzt erst recht wieder :-)

    Viele Grüße, Michael.

    • Morgen Michael,

      lass uns das gern zusammen machen! Ich habe ja nur einen winzigen Teil des Friedhofs abgelichtet und spätestens im Herbst möchte ich da unbedingt noch mal hin!

      Jörn

  3. Ganz wunderbare Fotos von einem sehr interessanten Ort. Unser Melatenfriedhof hier ist vergleichbar, nur anscheinend viel kleiner. Schön finde ich den Wechsel zwischen Landschafts- und Detailaufnahmen. Wunderschöne alte Statuen gibt es dort.

  4. Ich habe gerade mal die Fotos zu Hause in Ruhe gesehen. Die Bearbeitung passt in der Tat sehr gut zu den Motiven. Man müsste mal die “alte” Bearbeitung dagegen sehen. Ich sehe zum Teil gar nicht mehr, welche Strukturen Ergebnis der Bearbeitung und welche im Original enthalten waren. Das ist insgesamt sehr stimmig.

    • Hi Markus,

      Überall passt so ein Editing sicher nicht, aber hier und auch bei der Osdorfer Born Serie finde ich es viel besser, als die vorigen Versionen.

  5. Ich mag Friedhöfe. Ich mochte sie schon immer. Friedhof kommt bestimmt von friedlich. Friedlich ist es auf den Friedhöfen. Ein geschützter Raum.

    Als Kind haben mich die Kindergräber fasziniert, schau Mama, da ist ein Kind begraben. Die Trauer, ein elementares Gefühl, ist allgegenwärtig und spürbar.

    Heute faszinieren mich die Geschichten, die Friedhöfe und ihre Gräber erzählen. Gerade Ohlsdorf ist angefüllt mit Geschichte.

    • Hallo Conny, kommt auf die Tageszeit an … Sobald die Dämmerung einsetzt, kippt die Stimmung. Ich finde, dass es dann unheimlich wird.

  6. Ich bin unheimlich gern auf dem Ohlsdorfer Friedhof. Es ist eine so schöne Parkanlage, es lädt zum Verweilen und vor allem zum Nachdenken ein. Und phantastische Fotomotive gibt es zuhauf, wie man nicht zuletzt an diesem Posting sieht.

    • Hallo Sabine,

      ja, du hast Recht. Der Friedhof ist voller (oft unentdeckter) Motive. Viele Blickwinkel sind “unheimlich” schön und ich wage zu bezweifeln, dass es irgendwen gibt, der hier alles gesehen hat.

  7. Hallo Jörn,

    schöne Serie. Ich mag diese so “geschichtsträchtigen” (= Orte, die Geschichten erzählen können) sehr. Und es ist wohl wie du selbst auch sagst: Viele Blickwinkel sind unheimlich und vieles bleibt unentdeckt.

    Lg,
    Werner

    • Hallo Werner,

      schön, dass du mal wieder vorbeischaust!

      Ich fotografiere “unheimlich” gern auf Friedhöfen. Und auf dem Ohlsdorfer Friedhof gibt es so viel zu entdecken, dass ein Leben nicht ausreichen wird, um alles zu sehen.

      Jörn

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