Reeperbahn

Aus meinem Blickwinkel ist die Reeperbahn nicht nur die verheißungsvolle “sündige Meile”, sondern auch Kunst und Verlockung, auch Leben und Vergnügen – und das umso mehr, je später die Nacht. Allein die Leuchtreklame sorgt für multiple fotografische Orgasmen. Und das Beste: Für solcherart ungeschützten Sex brauchte ich lediglich meine Kamera und einen Satz Objektive (damit ich nicht nur „länger“, sondern auch „breiter“ kann).

Zum Drumherum: Wer heute Reeperbahn sagt, denkt oft auch an die „Große Freiheit, das Schmidts Tivoli oder den Hans-Albers-Platz. Dem einen oder anderen Mann fällt womöglich noch die Herbertstraße ein. Hier sind Frauen allerdings unerwünscht – was mit zum Teil drastischen Maßnahmen durchgesetzt wird!

Wo Reeperbahn draufsteht, darf Udo Lindenberg offenbar nicht fehlen, denn er ist der bisher einzige Künstler, der hier – nach dem Muster des „Walk of Fame“ in Los Angeles – mit einem Stern verewigt wurde. Wer sich das anschauen möchte, stelle sich einfach vor das Café Keese. Mein Vorschlag für weitere Sterne: Achim Reichel, Uwe Seeler, Max Schmeling, Hans Albers, Heidi Kabel, Evelin Hamann, Lotto King Karl, Freddy Quinn – die Liste ließe sich endlos fortsetzen.

Brandneu auf der Reeperbahn sind die „tanzenden Türme“, die mit ihrer Schrägheit an die erheblich größeren Pendants in Las Vegas erinnern. Zusammen mit der Hafenkrone (Atlantic Haus, Astra Turm und Empire Riverside Hotel) erzeugen diese Gebäude einen völlig neuen Akzent neben der “sündigen Meile”. Es ist abzusehen, dass das Erotik-Milleu irgendwann vollständig von weiteren Neubauten verdrängt wird. Vermutlich wird man dann stilisierte Alu-Kunstwerke aufstellen, die an die Prostituierten von damals erinnern sollen. Ich bin sicher, dass diese Kunstwerke auch weiterhin unzählige Besucher aus aller Welt anlocken werden …

Mit dieser Fotostrecke möchte ich meine Sicht der Reeperbahn vorstellen. Nacktes Fleisch – so viel vorweg – gibt es hier nicht zu sehen, dafür aber Momentaufnahmen, die nicht weniger typisch sind.

Diese Serie ist mit derzeit 18 Bildern noch nicht komplett, aber nach inzwischen 2 Besuchen musste ich feststellen, dass es gar nicht so einfach ist, sinnvoll unterschiedliche Motive einzusammeln.

Jörn Daberkow

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7 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Wenn ich in Hamburg bin, muss Reeperbahn einfach sein. Nicht wegen den Läden und Tanzbars, nein, wegen den von dir angesprochenen Leuchtreklamen. Hat für mich immer was von Rummel, Las Vegas … Großstadt eben.

  2. Hallo Jörn,

    meine Meinung: Reeperbahn geht nur im dunkeln! Nichts sieht schlimmer aus, wie die Reeperbahn an einem kalten Wintermorgen! Die Dunkelheit und die Leuchtreklamen verdecken gnädig, das dieser Boulevard am Tage häßlich ist. Daher finde ich deinen fotografischen Ansatz hier total richtig, alles bei Dunkelheit zu fotografieren.

    Habe einige Jahre in der Nähe (Holstenstrasse) gewohnt und war als Jugendlicher oft auf der Bahn unterwegs. Lange her …

    Gruß Uwe

    • Hi Uwe,

      in einer Hinsicht stimme ich dir zu: Die Reeperbahn ist bei Tage unansehnlich, ja, sie ist schlicht scheußlich. Allerdings ist die Reeperbahn bei Tageslicht oft dermaßen scheußlich, dass immer wieder über einen Besuch an einem Tag nach dem Wochenende und bei Mistwetter nachdenke. So viel Scheußlichkeit lohnt beinahe wieder …

      Was die Holstenstraße betrifft – da hing mal lange so ein Plakat über der Straße. Auf dem stand: “Möchten Sie hier wohnen?”. Da hat vermutlich jeder “nein” gedacht …

  3. Ja stimmt, es gibt bestimmt schönere Ecken in Hamburg, aber das Plakat kenne ich nicht. War auch mehr in einer Seitenstrasse mit kleinem Park. Bin dort aber 1980 weg nach Berlin! (Haupstadt hat auch häßliche Ecken)

    Mich würde nochmal intressieren, machst du die Aufnahmen freihand mit hoher ISO Zahl, oder hast du ein Stativ genommen?

    LG Uwe

    • Hi Uwe,

      für diese Serie habe ich fast immer mit Stativ fotografiert. Hohe ISO-Zahlen gehen mit der K-5 ganz gut, aber ich sehe es am 27 Zoll iMac und ärgere mich dann doch. Deshalb lieber mit Stativ, aber bei ISO 200. Auch die Nachtaufnahmen meiner “Über Hamburg” Serie sind alle mit Stativ entstanden.

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