Justizvollzugsanstalt Hahnöfersand

Justizvollzugsanstalt Hahnöfersand

Schöner einsitzen? Als ich am 27. September 2013 die Justizvollzugsanstalt Hahnöfersand besuchte, ging mir genau das durch den Sinn. Staunend stand ich auf einem Deich, der mir eine Seite der Elbe zeigte, die ich so noch nie gesehen hatte, denn von Rissen oder Wedel blickt man direkt auf die Insel Neßsand. Was dahinter liegt, lässt sich kaum erkennen.

Während meines Besuchs konnte ich nicht nur die Justizvollzugsanstalt fotografieren, sondern auch Wiesen, Felder, den Deich …

… den landwirtschaftlichen Betrieb und den Friedhof. Auf letzterem wurden allerdings keine Straf-, sondern Kriegsgefangene Beerdigt.

Gefühlt hat mich der Spaziergang auf der Insel in eine völlig andere Zeit zurückversetzt – und von Hektik war zumindest während meines Besuchs nichts zu spüren. Das Naturschutzgebiet Hahnöfersand kam mir stellenweise eher wie ein unentdecktes Urlaubsparadies vor, das auch St. Peter-Ording Konkurrenz machen könnte. Als Strafgefangener wird es sich vermutlich „nicht ganz“ so nett anfühlen …

Was diesem „Knast“ dann eine weitere positive Note gegeben hat, waren die Infos, die ich z. B. im Bereich der Werkstätten erhielt. Diese sind zwar nicht so gut ausgestattet, wie die Pendants in Santa Fu, doch können Jugendliche hier ein Handwerk lernen. Sie schließen dann vor der Handwerkskammer Hamburg ab. Ich durfte mehrere Gesellenstücke …

… in Augenschein nehmen und was ich sah, hat mir gut gefallen. Die in der Haftanstalt integrierte Schule bietet zudem die Möglichkeit, einen modifizierten Hauptschulabschluss zu erreichen.

Seit Mai 1997 gibt es auf Hahnöfersand (neben der Justizvollzugsanstalt für jugendliche) einen eigenen Bereich für rechtskräftig verurteilte Frauen (95 Haftplätze).

Dieser wirkte auf mich (von innen) eher wie ein Krankenhaus …

… denn wie ein Gefängnis. Dazu passt, dass über mögliche Lockerungen des Vollzuges bereits vor Ort entschieden wird und die Frauen dort beispielsweise über einen Qualifizierungs- bzw. Arbeitsplatz im Außenbereich der Anstalt vorbereitet werden. Frauen können so ggf. in der anstaltseigenen Gärtnerei arbeiten.

Für Gefangene mit einer Gewaltproblematik oder einer Sexualstraftat gibt es eine sozialtherapeutische Abteilung.

Ein bisschen Statistik …

Die durchschnittliche Verweildauer im Jugendvollzug liegt auf Hahnöfersand …

  • bei Untersuchungshaft ca. 2 Monate
  • bei Jugendstrafhaft ca. 11 Monate
  • das Durchschnittsalter der Gefangenen liegt bei ca. 19 Jahre

Für alle Haftarten stehen …

  • 315 Plätze im geschlossenen (inklusive Jugendarrest) und
  • 18 Plätze im offenen Vollzug …

… zur Verfügung.

Alles in allem habe zumindest ich das Gefühl, dass Jugendliche und Frauen hier nicht einfach weggesperrt, sondern so gefördert werden, dass sie nach der Haft auch etwas  mitnehmen können – zumindest in Form von erworbenen Schul-, oder Ausbildungsabschlüssen.

Weitere Innen- und Außenansichten von der Haftanstalt, dem Friedhof und dem Naturteil außerhalb des Bereichs der Justizbehörde gibt es in meinem kommenden iBook für das iPad.

Ergänzungen

Jörn Daberkow

  

Veröffentlicht von

Fotografie und Musik sind ein substanzieller Teil meines genetischen Codes und keine freie Entscheidung.

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